Funktionieren ist keine Stärke – Warum emotionale Verdrängung dich langfristig zerstört
- Markus Mahl
- 2. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Das große Missverständnis: "Funktionieren heißt stark sein"
Wir leben in einer Welt, in der Leistung bewundert wird. Wer viel arbeitet, wenig jammert, keine Schwäche zeigt, wird respektiert. Doch was, wenn genau dieses "Starksein" in Wahrheit nur eine hochfunktionale Form von Verdrängung ist?
Viele Menschen funktionieren nicht, weil sie stabil sind. Sondern weil sie keine Alternative mehr sehen. Weil sie nicht mehr fühlen wollen. Weil sie Angst haben, was passiert, wenn sie stehen bleiben. Wenn sie aufhören, zu leisten, zu kontrollieren, zu liefern.
Sie denken nicht mal darüber nach – sobald nur in einem kurzen wachen Moment ein kurzes Bewusstwerden von "Ich funktioniere nur noch, stelle meine eigenen Bedürfnisse permanent hinten an" aufkommt, drücken sie es sofort wieder weg. Denn die Konfrontation mit der Wahrheit tut weh – und löst massive Ängste aus.
Lieber nicht hinschauen, sondern wegducken. "Das ist halt so." – "Bei den anderen ist es doch auch so." – "Es geht halt nicht anders." lauten dann die internen Rechtfertigungen.
Aber: Dass es bei den anderen nicht geht, ist für mich kein Argument.
Erstens, weil ich nicht die anderen bin. Und zweitens, weil ich so nicht leben möchte.
Dazu kommt noch die eventuelle Kritik von Menschen im eigenen Umfeld – Menschen, die es seit Jahren nicht schaffen, sich zu verändern, weil sie panische Angst davor haben.
Sie haben nur nicht auf dem Schirm, dass eine ungewollte, unschöne Veränderung sowieso auf sie zukommt – dadurch, dass sie immer weiter unreflektiert vor sich hinleben, in der Hoffnung, dass es sich schon irgendwie ändert. Am besten ohne eigenes Zutun.
Eigentlich: Eine Veränderung ohne Veränderung.
Funktionieren ohne echte innere Verbindung ist wie Autofahren im Nebel. Du siehst nichts, aber du fährst weiter. Und irgendwann weißt du nicht mehr, warum eigentlich. Bis es knallt.
Die Symptome sind subtil, aber deutlich (wenn du hinschaust):
Du reagierst gereizt auf Kleinigkeiten.
Du fühlst dich erschöpft, obwohl du genug geschlafen hast.
Du hast körperliche Beschwerden ohne medizinischen Befund.
Du bist innerlich leer, obwohl du im Außen erfolgreich bist.
Du flüchtest in Arbeit, Sport oder Konsum.
Du hast Beziehungsprobleme oder beginnst Affären, die alles nur noch schlimmer machen.
Du betäubst dich mit Netflix oder sinnlosen TV-Formaten, um angeblich abzuschalten.
Du trinkst regelmäßig Alkohol – nicht weil du musst, sondern weil du innerlich abschalten willst.
Aus meinem Leben:
Ich merkte irgendwann, dass sich mein alltäglicher Alkoholkonsum langsam immer mehr steigerte, da sich mein Körper sehr schnell daran gewöhnte und ich immer eine höhere Dosis benötigte, um die vermeintlich beruhigende Wirkung zu spüren.
Das erste Problem dabei ist, dass, der Grad zur schleichenden Abhängigkeit sehr schmal ist. Das zweite Problem dabei ist, dass bereits kleinste Mengen Alkohol den Schlaf negativ beeinträchtigen – und somit die dringend erforderliche Regeneration nicht stattfinden kann. Wie willst du dann vernünftig performen oder klare Entscheidungen treffen?

Ich habe lange gebraucht, es zu verstehen. Habe gehofft, dass sich manche Dinge oder Personen doch noch ändern.
In der Nachbetrachtung: An Naivität kaum zu überbieten. Hätte ich früher den Mut gehabt, genauer hinzuschauen, hätte ich mir Jahre mit Streit, emotionaler Erpressung und sonstigen Nebenwirkungen erspart.
Der Grund, warum ich so lange gewartet habe?
Ich war zu feige.
Ein Mentor von mir sagte immer:
"Menschen verändern sich aus zwei Gründen – große Ziele oder große Schmerzen."
In diesen Lebensbereichen hatte ich keine großen Ziele. Deshalb brauchte es große Schmerzen zur Veränderung.
Emotionale Verdrängung und ihre Nebenwirkungen
Unser Nervensystem ist nicht für Daueranspannung gemacht. Wer dauerhaft im Funktionsmodus lebt, unterdrückt Emotionen. Und unterdrückte Emotionen verschwinden nicht. Sie speichern sich im Körper, manifestieren sich im besten Fall als Verspannung, Erschöpfung, Schlafstörungen oder psychosomatische Beschwerden.
Ich bin davon überzeugt, dass emotionale Verdrängungen über lange Zeit krank machen. Sie haben auch einen starken negativen Einfluss auf deine Leistungsfähigkeit – denn du kannst nicht in voller Stärke performen, wenn du emotional blockiert bist.
Der Preis für dieses "Ich zieh’s durch" ist hoch. Nicht selten endet es in Burnout, Beziehungscrashs oder massiver Unzufriedenheit trotz äußerem Erfolg. Und du sackst Stück für Stück immer weiter ab – bis du dich selbst nicht mehr wiedererkennst.

Was du jetzt tun kannst- raus aus der emotionalen Verdrängung:
Wenn du diesen Punkt kennst – oder gerade dort bist – dann ist es höchste Zeit, hinzusehen.
Nicht halbherzig. Nicht irgendwann. Sondern radikal ehrlich – und jetzt.
Es wird nicht einfacher, wenn du wartest. Es wird nur teurer – emotional, körperlich, manchmal sogar wirtschaftlich. Je länger du verdrängst, desto tiefer gräbt sich das Muster in dein System. Und desto größer muss der Schmerz werden, bis du aufwachst.
Du brauchst keine neuen Tipps. Du brauchst Ehrlichkeit. Mut. Und den Willen, dir dein Leben zurückzuholen.
Fünf Fragen zur ehrlichen Reflexion
Funktioniere ich – oder lebe ich?
Welche Wahrheit verdränge ich schon seit Jahren?
Welche Menschen in meinem Umfeld rauben mir systematisch Energie?
Was würde ich heute tun, wenn ich keine Angst vor den Konsequenzen hätte?
Wie lange will ich mich noch selbst belügen, bevor ich mir selbst begegne?
Diese Fragen sind keine Wellnessübungen. Sie tun vielleicht weh. Aber sie öffnen Türen. Dahinter wartet deine Freiheit.
Erste Schritte zurück zu dir:
Sprich es aus: Such dir jemanden, der dich nicht schont, sondern spiegelt.
Bewegung hilft: Geh raus. Lauf. Atme. Dein Körper weiß oft mehr als dein Kopf.
Führe ein Klarheitsjournal: Schreib dir jeden Tag auf, was dich bewegt. Ohne Zensur.
Grenze dich ab: Sag Nein. Auch (oder gerade) zu Menschen, die dich kleinhalten.
Finde dein Ziel: Nicht irgendeins. Sondern dein echtes, ehrliches Ziel.
Fang an zu träumen: Wie könnte dein Leben in der besten Version aussehen?
Fazit zur emonationalen Verdrängung
Stärke heißt nicht, alles auszuhalten. Stärke heißt, hinzusehen und zu entscheiden, dass dein Leben mehr sein darf als bloßes Funktionieren. Dass du nicht auf dieser Welt bist, um Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern deine Wahrheit zu leben.
Funktionieren ist keine Stärke. Es ist ein Überlebensmechanismus. Aber du bist nicht hier, um zu überleben. Du bist hier, um zu leben.
Wenn du dir selbst wieder begegnen willst – lies mein Buch Der Klarheitscode oder buche ein kostenloses Klarheitsgespräch mit mir.
Der erste Schritt aus dem Nebel ist Ehrlichkeit. Der zweite: Entscheidung. Der dritte: Veränderung.
Kommentare